Aus Saarburg. wird uns vom 29. März geschrieben
:
Der hierselbst am 4. März l. I. verstorbene pensionirte
Hypothekenbewahrer Karl Houpert hat in gleich freigiebiger Weise
sein früheres und sein letztes Vaterland bedacht, nämlich nicht
nur dem französischen Departement der Meurthe und Mosel u. A.
eine Staatsrente von jährlich 1200 Fr. behufs der Gründung einer
Darlehnshilfskasse in Blâmont. sondern auch dem Bezirke
Lothringen einerseits 6 Aktien der Banque de France behufs
Vertheilung der jährlichen Dividenden unter diejenigen Lehrer
der Kreise Saarburg und Chateau-Salins, welche ihre Schüler in
der Fertigung schriftlicher Aussätze am Besten unterrichten,
sowie andererseits eine weitere Staatsrente von jährlich 1200
Fr. und sein für jährlich 2616 M. verpachtetes Landgut Bassing
behufs der Gründung von landwirthschaftlichen
Dartehnshilsskassen in Dieuze, Albesdorf, Finstingen, Pfalzburg,
Saarburg, Rixingen und Lörchingen vermacht.
Deutsch-Avricourt, 18. Sept. Der Zolleinnehmer
Z. des iesigen Grenzamtes wollte vor einigen Tagen leinen
dienstfreien Tag dazu benutzen, um mit Frau und Kindern einen
Spaziergang nach dem benachbarten Blamont zu machen- Seine grüne
Zöllneruniform vertauschte er mit dem Civilrock und als
harmloser Bürger pilgerte er mit der Familie gen Blamont hin.
Als sie an der etwa 300 Meter jenseits der Grenze gelegenen
französischen Gendarmerie-Kaserne vorbeikamen, war ein Brigadier
gerade damit beschäftigt, die Zimmer zu fegen. Kaum jedoch
erblickte dieser die wandernde Familie, als er - wie er gerade
war, ohne Rock, den großen Besen in der Hand - hinaus- eilte und
den Z, den er wohl als deutschen Beamten kannte, erregten Tones
fragte, wohin er welle. Auf die Antwort: „Spazieren gehen",
sagte ei : „Gut, dann thun Sie dies in Ihrem Land, dort haben
Sie Platz genug, hier haben Sie nichts zu suchen," und zeigte,
mit dem Besen in der Luft herumfahrend, die Richtung des
Rückweges an. Stillschweigend trat Z. den Rückweg an. Dieser
Vorfall wird sowohl von diesseitigen als auch von dem größten
Theile der benachbarten französischen Beamten um so mehr
bedauert, als bisher das Verhältniß dieser Beamten untereinander
ein recht erfreuliches und der gegenseitige Verkehr ein
ungestörter war. Es ist daher allgemein der Wunsch, daß der
betreffende rohe Gendarm seitens seiner Behörde, die solch
Benehmen wohl auch verur- t heilt, zur allgemeine» Genugthuung
und behufs Verhütung ähnlicher Ausschreitungen bald entfernt
werde.
(„Str. P ")
Ueber die bereits gemeldete Bedrohung eines
deutschen Beamten in Gerardmer schreibt man dem Elf. I. aus
Colmar noch folgendes Nähere: „Ein Holzschuhfabrikant Names
Kniebühler ist in Gerardmer gestorben; seine in Blamont geborene
Wittwe verließ mit ihren drei Kindern Blamont und kam nach
Colmar, wo die Armenverwaltung sie unterhaltten mußte. Da alle
an dieselbe gerichteten Aufforderungen, nach ihrem gesetzlichen
Wohnsitze zurückzukehren, erfolglos blieben, wurde ein
Ausweisungsbefehl gegen die Frau erlassen. Derselbe wurde auf
diplomatischem Wege dem Minister des Innern in Paris und durch
diesen dem Präfekten des Vogesendepartements mitgetheilt,
welcher Herrn Valentin, Bürgermeister von Gerardmer, davon in
Kenntniß setzte. Der Polizeiwachtmeister Blaise wurde mit der
Ausführung des Ausweisungsbefehls beauftragt. Am Dienstag Morgen
verließ Blaise mit der Familie Kniebühler Colmar; er begab sich
mit dem Zuge nach Münster und von da mit dem Omnibus nach
Gerardmer. Da bei seiner Ankunft der Maire nicht auf dem
Gemeindehause anwesend war, suchte Blaise ihn in seiner Wohnung
auf; allein der Maire war abwesend und kehrte erst spät am Abend
nach Hause zurück Blaise ging abermals ins Gemeindehaus, um sich
vom Gemeindeschreiber einen Schein ausstellen zu lassen, daß er
seinen Auftrag erfüllt habe. Allein während seiner Abwesenheit
hatte die Wittwe Knie- Kühler die Bevölkerung aufgehetzt und den
Vorübergehenden zugerufen, daß ein preußischer Agent, ein Spion
sich in Gerardmer befinde; derselbe habe sie aus Colmar
ausgewiesen und nach Gerardmer gebracht re.... Als Blaise aus
dem Gemeindehause kam, befand er sich einer erbitterten Menge
gegenüber, welche schrie und ihn bedrohte. Ein in Thann
gebürtiger Elsässer, welcher in Schnierlach wegen
Baumverstümmelung zu mehreren Wochen Gefängniß verurtheilt
worden war, schrie am ärgsten. Blaise versuchte die Volksmenge
anzureden, um sie zu besänftigen ; allein das half nichts.
Hieraus machte er sich Platz und trat in eine benachbarte
Kaffewirthschaft, allein man folgte ihm. Der junge Reiterhart,
Sohn des Besitzers des „Hotel de la Poste", kam auch in das Café
und forderte seine Mitbürger ans, doch vernünftig zu sein;
allein umsonst!
Dreibrunnen, 28. Nov. Der seit Ausweisung des
früheren Direktors der Vallerysthaler Glasfabrik mit deren
Leitung betraute Direktor Verdelet, der sich vor einigen Jahren
als Deutscher naturalisiren ließ und unter dessen Direktion die
Fabrik bedeutend vergrößert wurde und sehr gute Geschäfte machte,
soll sicherem Vernehmen nach sein Entlassungsgesuch eingereicht
haben und beabsichtigen, nach dem Städtchen Blamont zu ziehen.
Als Ursache dieses plötzlichen Entschlusses werden
Gesundheitsrücksichten angegeben. Eingeweihtere wollen aber
wissen, daß die Ernennung des Fabrikarztes Dr. Varsow, eines
Altdeutschen, zum Bürgermeister zu Dreibrunnen der
Hauptbeweggrund sein dürfte. Es wäre sehr zu wünschen, daß der
neue Direktor dieser großen Glasfabriken, welche etwa 1100-1400
Arbeiter beschäftigen, ein Deutscher, sei es nun ein
Altdeutscher oder Eingeborener, sein möchte. Es wird ja nicht
schwer fallen, eine tüchtige Kraft zu finden. (Str. P.)
Hemingen, 30. Okt. Heute Morgen, um 7 Uhr, als
der Güterzug von unserem Bahnhöfe abgelassen wurde, kamen zwei
Männer an die geschlossene Barrière. Der eine, ein junger Mann
aus dem französischen Grenzstädtchen Blamont, öffnete die
Barrière und forderte seinen Begleiter, den Feldhüter Gérard aus
Aspach, auf, ihm zu folgen. Beide traten auf das zweite Geleise
um den Güterzug vorbeifahren zu sehen. In demselben Augenblick
aber sauste auch schon der um 6 Uhr 45 Min. von Avricourt
abfahrende Schnellzug heran und erfaßte die beiden
Nichtsahnenden im Rücken. Der junge Mann kam mit einem ihn zur
Seite schleudernden Stoß davon. Anders aber erging es seinem
Begleiter; dieser wurde etwa fünfzig Schritte weitergeschleppt
und förmlich in Stücke gerissen. Das Bahngeleise war mit seinem
Blute gefärbt.
Johann Leiser, Erdarbeiter aus Vorimholz
(Schweiz), wohnhaft zu Blamont, machte am 28. Juli d. I. in der
Wirthschaft Zilliox zu Dieuze in angeheitertem Zustand Scandal
und schrie: „Vive la France, à bas la Prusse!" Er wurde aus der
Wirtschaft entfernt und in das Polizeigewahrsam geführt. Der
wegen Ausstoßens aufrührerischer Rufe Angeklagte erklärte heute
total betrunken gewesen zu sein und sich an nichts zu erinnern.
Er wurde wegen Verübung groben Unfugs zu vier Wochen Haft
verurtheilt und diese Strafe durch die Untersuchungshaft für
verbüßt erklärt.
Schwindlerin Mit der am 13. d. Mts. erfolgten
Festnahme einer Hotelschwindlerin scheint man einer abgefeimten
Schwindlerin das Handwerk gelegt zu haben. Während dieselbe hier
als Marie Petitfils, Eigenthümerin aus Blamont, einen
Hotelbesitzer um 30 Mark betrog, hatte sie sich Ende vorigen
Monats und Anfangs dieses Monats in einem Hotel in Mörchingen
als Marie Geoffroy aus Neuilly bei Paris einlogiert und den
Wirth um 92 Mark geprellt. Jedenfalls hat die Schwindlerin auch
schon anderweitig debutirt und würden etwa Betrogene gut thun,
sich an die hiesige Staatsanwaltschaft zu wenden. Die
Schwindlerin ist mittelgroß, schlank und hat jüdisches Aussehen.
Sie trägt ein graues Kleid und graues Jacquet.
Deutsch-Avricourt» 7. Dez. Gestern ertappten
mehrere Jäger von hier einen gefürchteten Wilddieb aus Blâmont (Frankreich)
Namens Adam beim Wildern auf der Gemarkung Foulcrey. Als er sich
entdeckt sah, zielte er auf einen seiner Verfolger, gleichzeitig
schossen aber die anderen Jäger nach ihm, tödteten seinen Hund
und verletzten ihn selbst am Arm. Adam floh über die Grenze. Die
französische Behörde hat eine Untersuchung eingeleitet.