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Août 1914 - Dragons wurtembergeois
(2) Texte en langue allemande

Voir aussi Août 1914 - Dragons wurtembergeois


Dragoner-Regiment "König" (2. Württ.) Nr. 26 im Weltkrieg 1914-1918
Generalmajor z. D. Wehl
Ed. Stuttgart 1921

3. Lothringen und das Elsaß.

Aber ein großer Abschnitt des Krieges war jedenfalls vorüber, das fühlten wir alle. Der Bewegungskrieg war erstarrt, die laugen Linien - eingegraben bis zum Hals und allmählich noch viel tiefer - lagen einander gegenüber vom Meer bis zur




Schweizer Grenze, und die Kavallerie war hier überflüssig geworden. Wir wechselten den Kriegsschauplatz. In langen Märschen ging es, weit hinter der Front, durch schöne Städte: Tournai, Le Cateau, Guise nach Sedan, dort wurden wir verladen und siehe da, am nächsten Morgen waren wir wieder, wo der Krieg für uns begonnen hatte: in Lothringen. In St. Iohann bei Basel mit seinem schönen alten Nonnenkloster, in Gosselmingen, Dolvingen und Bettborn lagen wir, wieder in deutschem Lande, hinter ruhiger Front: es war wie im Frieden. So feierten wir Weihnachten, unser erstes Kriegsweihnachten.
Aber gleich darauf war es aus mit der idyllischen Ruhe. Im Elsaß untem, am Hartmannsweiler Kopf, lag die Landwehr in schweren Kämpfen. Die 7. Kav.-Division mußte Hilfe bringen. Am 26. Dezember kamen wir nach kurzer Bahnfahrt herunter in die Gegend südlich Mülhausen. Bei Heidweiler und Aspach besetzten wir eine Stellung, die die erste, wirklich schön ausgebaute Stellung mit Unterständen war, die wir überhaupt zu Gesicht bekommen haben. Auch endlich mal wieder Schußfeld! Aber der Feind blieb ruhig; er hat die Ablösung der Landwehr durch junge aktive Truppen wohl schnell gemerkt und verhielt sich sehr bescheiden.

Am 19. Januar 1915 ging es wieder nach Saarburg zurück. Dort erhielt das Regiment am 25. Januar in der Kaserne der 15. Ulanen den ersten Besuch seines in Ehrfurcht geliebten Königs. Es war ein Freudentag! Der König väterlich und gütig wie immer. In seiner Ansprache erinnerte er uns an die ernste Stunde des Abschieds in unserer Kaserne, von der wir schon ganz zu Anfang dieser Zeilen gesprochen haben. Er war voll Lobes und Dankes für das, was inzwischen das Regiment hatte leisten dürfen und gab uns für unsern weiteren Weg die herzlichsten Wünsche mit.
Jetzt begann die Periode der Schützeneskadrons, je gebildet aus 2 Reiteskadrons, die zur Ablösung von einzelnen Bataillonen in der Front unter Beibehaltung der höheren Befehlsverbände verwendet wurden, während die Pferde unter möglichst beschränkter Pferdepflegerzahl in der Saarburger Gegend blieben. Bei Bourdonnay und Avricourt, tief in den Vogesenwäldern, bei dem einsamen Hof von Allencombe und dem Forsthaus Thiaville im herbschönen Vorfrühling, wo schneidige Patrouillen - leider, aber erklärlicherweise - nicht ohne eigene Opfer durchgeführt wurden, dann im Chamoiswalde bei Brémenil und bei Les Carrieres, de Badonviller, wo wir im Schlamm fast versanken, aber doch bei bester Gesundheit blieben. Allmählich waren wir in den verschiedenen Stellungen auch mit Maschinengewehren und Gewehren für Gewehrgranaten, sowie Fernrohrbüchsen vertraut geworden; auch an den praktischen Rucksack hatte sich der stolze Reiterrücken gerne gewöhnt.
 

Die einzelnen Stellungsbesetzungen dauerten meistens 10 Tage, die Pausen dazwischen waren unregelmäßiger und schwankten zwischen 5 Tagen bis zu 3 Wochen.

Wir wurden neben der dauernden Ausbildung im Schießen und Schützendienst aus fleißig zum Exerzieren in den Eskadrons und im Regiment ausgenüßt.

In den Pfingsttagen hatte sich nun auch noch Italien von 30jährigen Verbündeten über den einseitig Neutralen zum offenen Feinde bekannt. Wir nahmen es nicht gar zu schwer, wir erfuhren es in der idyllischen Waldstellung bei La Boulaie nördlich Brémenil, wo von Ende Mai bis Mitte Juni zum ersten Male die Schützen der ganzen Division einen Abschnitt für sich besetzt hatten. Dort lernten wir auch die Minenwerfer kennen und sahen das erste große Fluggeschwader mit seinem mächtigen, aber damals noch fast ungefährlichen Gebrumm. Schon Ende Juni wurde die geschlossene Division wieder in einem neuen Abschnitt eingesetzt und zwar bei Leintrey, diesmal wieder in der Nähe von Manonviller, das seit der Beschießung im August 1914 wieder in feindlicher Hand war. Die Lage der deutschen Stellung dort war ausgesprochen ungünstig, denn die beherrschende Höhe, das Sachsenwäldchen, ursprünglich unsere erste Linie, war von den Sachsen an die Franzosen verloren worden. An ihrer Stelle waren eine Reihe vorgeschobener Stützpunkte unter großen Schwierigkeiten errichtet worden, von denen aber ein Teil auch schon in den Händen der Franzosen war, so daß die übrigen stark flankiert, dauernd gefährdet waren. Nun sollte eine Riegelstellung den ursprünglichen Verlust wieder wettmachen, an der wegen der großen Nähe des Feindes nur bei Nacht und wegen der so kurzen Julinächte immer nur wenige Stunden, aber dafür fieberhaft gearbeitet wurde. Hierbei verlor das Regiment 4 Tote und I5 Verwundete, darunter als schwerverwundet Leutnant d. R. Breymann. Die anderen Regimenter der Division hatten zum Teil noch viel größere Verluste zu beklagen, so neben uns Husaren 9 gar 82 !
 

Der damalige Dienst war wieder sehr schwer und aufreibend. Innerhalb 48 Std.konnten den Schwadronen nur 12 Stunden sogenannter Ruhe zugebilligt werden. So besetzte laut Kriegstagebuch eine Eskadron von morgens 2.30 Uhr mit sämtlichen Schützen die Hauptstellung, wo sie den ganzen Tag über verblieb und den dringend nötigen Ausbau der Stellung ausführte; während ein Zug der Eskadron auch bei Nacht dort bleiben mußte, besetzte der andere einen von den schon erwähnten Stützpunkten, an deren Weiterausbau auch fleißig zu arbeiten war.
Mit Tagesanbruch marschierte dann die Eskadron nach Amenoncourt in das höchst primitive und häufig im feindlichen Artilleriefeuer liegende Quartier zurück, um abends mit einem Teil wieder Patrouillen zu gehen und mit dem andern einen neuen Stützpunkt auszuheben. Der genau entsprechende Dienst wurde der andern Eskadron zu teil. In der Regel bildeten die 1. und 3. Reiteskadron die 1. Schützeneskadron, während die 2. aus der 2. und 5. bestand.
Allmählich hatte sich die feindliche Artillerie auf unsern Graben gut eingeschossen; häufige Volltreffer waren die Folge. Die ständige Beobachtung von der Höhe des oben genannten Sachsenwäldchens aus begann unerträglich zu werden und so beschloß die Division ein Unternehmen zu seiner Rückeroberung. Unser Jäger-Batl. 9 sollte es ausführen. Zu seiner Unterstützung wurden aus je 30 Freiwilligen der 4 Schützeneskadrons der 26. Kavallerie-Brigade eine Sturmeskadron gebildet. Rittmeister v. Neubronner (Rudolf) war ihr Führer. Er führte gleichzeitig einen Zug, während den andern Leutnant v. Carlshausen führte. Am 15. Juli, abends 6 Uhr, begann überraschend eine starke Artillerievorbereitung; der Gegner antwortet von 6.30 Uhr an ziemlich heftig mit Artilleriefeuer gegen unsere Hauptstellung. 8.30 Uhr abends wurde zum Sturm angetreten, das Sachsenwäldchen ohne allzu große Verluste genommen, die beiden Züge waren hinter beiden Flügeln des Bataillons gefolgt und begannen sofort die neu genommene Stellung aus- bezw. umzubauen. Sie wurden aber so heftig beschossen, daß der linke Zug in kurzer Zeit die Hälfte seiner Leute verlor und zusammen mit einem Teil der Jäger zurückgehen mußte. Der erste Zug dagegen konnte sich behaupten und arbeitete bis 2.15 Uhr vorn:. an dem Frontwechsel des Grabens. Dann wurde aber auch der erste Zug auf Befehl zusammen mit dem Rest der Jäger zurückgeholt, da ein zu erwartender feindlicher Gegenstoß unter diesen Umständen keinenfalls mit Erfolg hätte abgewiesen werden können.
Während die Truppe auf die Hauptstellung zurückging, blieben zum Aufsuchen und Bergen der Verwundeten und Toten unsere Patrouillen zurück, deren Tätigkeit durch eine ganz besonders finstere Nacht sehr erschwert war. Unteroffizier Wölfle der 3. Eskadron hat sich hierbei ganz besonders ausgezeichnet. Das Regiment hat bei diesem Unternehmen 3 Tote und 22 Verwundete verloren, die sämtlich geborgen werden konnten. Außerdem mußte ein Mann als vermißt gemeldet werden. Nachdem Rittmeister v. Neubronner im Stützpunkt 8 Meldung von allen Patrouillen erhalten und seinerseits Meldung erstattet hatte, ging er als letzter auf die Hauptstellung zurück. Das Verhalten aller Mannschaften unter dem schweren Artilleriefeuer war musterhaft, was durch einen anerkennenden Divisionsbefehl des Generals v. Unger - seit Anfang Januar unser neuer Divisionskommandeur - hervorgehoben wurde, der außerdem betonte, daß die Leistung der Truppe uneingeschränktes Lob verdiene, wenn auch der mit schmerzlichen Verlusten erkämpfte Erfolg nicht von Dauer gewesen sei. Im ganzen hatte das Regiment in diesen vier Wochen bei Leintrey 7 Tote, 48 Verwundete und 4 Vermißte verloren.
Jetzt wurden die Schützen wieder zurückgezogen und das Regiment in die Gegend von Lauterfingen verlegt, wo vor fast einem Iahr die große Lothringer Schlacht für uns ihren Anfang genommen hatte. Inzwischen waren durch die heilende Zeit die Schäden der Schlacht wenigstens äußerlich ziemlich vernarbt. Nur etwas sprach noch deutlich von dem, was vorgegangen war, die langen Gräberreihen mit vielen Kreuzen an den Dorf- und Waldrändern, sowie namentlich entlang den Waldstraßen und auch die vielen Einzelgräber mitten in den Wiesen und Feldern. Eine sprechende Umgebung für unsern Feldgottesdienst zum Iahrestage des Kriegsausbruchs.
Im August wieder Stellungskrieg in einzelnen Schützeneskadrons, zuerst bei Chazelles, dem Ort unserer Feuertaufe, in der Nähe des schönen, nun bedenklich zerstörten Schlosses Grand Seille, wo die Stellung durch das Dorf selbst geführt war und wo die Unterstände sich in den einzelnen Kellern befanden, die sämtlich wie Katakomben miteinander verbunden waren. Die eigentlichen Grabenstellungen waren sehr verbesserungsbedürftig und mußte wegen der Nähe des Feindes wieder sehr viel bei Nacht gearbeitet werden. Dann bei Emberménil und Xousse, wo manch schneidige Patrouille gegangen wurde. Darauf im September am Delmer Rücken, bei Allaincourt und Craincourt unter manchem scharfen Feuerüberfall der feindlichen Artillerie. Mitte Oktober ein kurzer Ausflug in den herrlichen Herbstwald der nördlichen Vogesen das Breuschtal hinunter nach Le Fraiteur. Nach einem Tag schon wieder Abtransport; es soll fortgehen aus Lothringen. Wiederum Gerüchte, die von Rußland munkeln. Wir freuen uns; endlich werden wir wieder Kavalleristen sein!
Am 20. Oktober erläßt der Armeeführer Generaloberst v. Falkenhausen einen Abschiedsbefehl:
„Die V.Kavallerie-Division gehört seit 10 1/2, Monaten der Armee-Abteilung an. Wo immer Teile von ihr eingesetzt waren, haben sich Führer und Truppe in Angriff und Verteidigung voll bewährt.
Ich spreche der Division meinen Dank und meine Anerkennung aus."

 

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