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1915 - Landwehr de Thuringe
Texte en langue allemande
 


Mit thüringischer Landwehr auf der Wacht an Deutschlands Westgrenze !
Oberst A.D. von Trotha
1919 - Görlitz


[1915]

VII. Als Reserve der Sächsischen Division.

Und Feinde hier und Feinde dort,
Drum steh' zusammen Süd und Nord!
Und fort mit all' dem kleinen Neid!
Daß rings die falschen Ratzen
An uns'rer deutschen Einigkeit
Vor Ärger mögen platzen!
Stoltze. Gedicht 1860.

Freundlich schien am Morgen des 10. 3. die Sonne in unsere Fenster hinein. Bei behaglicher Temperatur konnte man sich einmal wieder ordentlich waschen und fühlte sich nachher an dem Frühstückstisch in der warmen Stube besonders mollig. Das Quartier war gerade so, wie ich es mir gewünscht hatte; ein sauberes Haus, die Leute freundlich, alles hübsch beisammen. Auch unsere Leute waren gut untergekommen in Bertrambois. Das Dorf liegt in der am weitesten in nordöstlicher Richtung nach Lothringen hineinragenden Ecke Frankreichs, nicht weit von den Quellen der Saar entfernt; es ist rings von ausgedehnten Waldungen umgeben. Wir haben hier einige Tage wirkliche Ruhe gehabt, sie war ja den Mannschaften auch zu gönnen. Da das A.-O.-K. zum 15. 3. die Eingaben verlangte, um die Aufstellung eines III. Bataillons für das Regiment vorbereiten zu können, gab es einiges zu überlegen. - Abends nach dem Essen vereinigten wir uns in Deckert's Quartier bei gutem
bayrischen Bier. - Es hatte schon den Nachmittag angefangen zu schneien und so war es die ganze Nacht fortgegangen. So mußten wir am nächsten Vormittag durch mehr als fußhohen Schnee stampfen, als ich mit Homann und meinem Burschen Schwerdt durch den Wald nach Hattigny ritt, nur um die Pferde etwas zu bewegen. Den darauffolgenden Tag ritt ich durch den Wald nach Tanconville, wo ich auch gleich unsere dienstlichen Postsachen abholen konnte. Auf dem Wege hatte ich Gelegenheit, die prachtvoll ausgebauten Stellungen zu sehen, aus denen die Sachsen vor 14 Tagen vorgestoßen waren; hier mitten im Wald ließ sich dies auch schön und bequem herstellen, wo das Holz im Überfluß in nächster Nähe war.
- Die Sonne kam nun wieder durch und der Schnee schmolz bald stark. Der Abend vereinigt die Kameraden wieder.
Am 13. ritt ich nach Cirey und dann nach Les Harcholins, ein fast an Bertrambois grenzender lothringischer Ort. - Dreiß muß sich, da er seine Erkältung nicht los wird, zu Bett legen. -
Ich saß abends mit Deckert, Stets und Homann noch ein Weilchen beim Glas Bier. Damit war es mit der Ruhe aber auch vorläufig wieder vorbei, denn um Mitternacht kam der Befehl der Division, daß das II. Bataillon von 7 Uhr vormittags ab alarmbereit wäre. Später erklärte die Division, daß Anzeichen für einen französischen Angriff vorhanden seien, daß es aber auch erst morgen dazu kommen könne.
Ich hatte mich noch eines schweren Auftrages zu entledigen, nämlich dem Hauptmann von Horn die Nachricht zu überbringen, daß sein Sohn, Fähnrich bei einem Garde-Regiment, in den Kämpfen in der Champagne gefallen sei. Ich ritt, da es die Situation zuließ, um 9 1/2 Uhr los und erreichte nach scharfem Ritt über Hattigny-Ibigny das Divisions-Stabsquartier Rixingen, wo die 1. Kompagnie den Wachtdienst versah. (Diese Trauernachricht hatte sich übrigens nach einigen Tagen insofern als ein Irrtum herausgestellt, als der junge Horn schwer verwundet war). Lange konnte ich mich natürlich nicht aufhalten; ich benutzte die Gelegenheit, um auf dem Rücktritt schnell in Foulcrey bei Major Neumann vorzusprechen. Auf der ganzen Strecke hatten mich Regenschauer und Nebel begleitet und ich war froh, als ich um 1,30 Uhr nachmittags wieder in meinem Quartier anlangte. Doch es sollte gleich weiter gehen. Kaum war das Mittagessen erledigt, da telephonierte die Division um 2.15 Uhr nachmittags: Regiments-Stab und II. Bataillon nach Val in Alarmquartier. Dreiß, der das Bett noch nicht verlassen sollte, blieb in Bertrambois zurück und ich ritt 3 Uhr nachmittags mit Homann über Cirey vor. 4.30 Uhr nachmittags an Ort und Stelle, wurde dem Regiments-Stab ein äußerlich ganz nett aussehendes Quartier, die Wohnung des Direktors der dortigen großen Sammet-Fabrik, angewiesen. Val war ganz von den Einwohnern verlassen, zerstört war an den Gebäuden nicht viel, aber das innere der Wohnungen und die Umgebung sah wüst aus, da wohl Freund und Feind in den Vorräten und dem Mobiliar in unsinnigster Weise herumgewühlt hatte. Wir richteten uns so gut es gehen wollte für die Nacht ein, die Bagage kam auch schnell und Eberitzsch hatte bald das Abendbrot fertig. Ich hatte einen ganz bequemen Lehnstuhl erwischt, wärmte mich am Ofen und habe mich auch bald auf einer Matratze auf der Erde hingestreckt, während Homann noch eine Bierquelle aufsuchte. Es lagen nämlich noch genug Truppen da, Staffeln der Artillerie und dergleichen, welche Kantinenbetriebe aufgetan hatten.
Dem scheußlichen Tage folgte am 15. ein schöner, heller Morgen. Der Ort lag hübsch und geschützt in einem engen Tal mit bewaldeten Hängen. Ein für den Fabrikbetrieb abgeleiteter Arm des das Tal durchfließenden Baches ergoß sich dicht bei unserer Villa als Wasserfall der Wiese zu. Ein schöner Blick öffnete sich von unseren Fenstern aus das Wiesental hinauf gegen die mit dunklen Tannen und Buchen bestandenen Berge in Richtung Angomont. Im Stillen hatten wir wohl gehofft, daß wir bald wieder nach dem uns schnell liebgewordenen Bertrambois zurückkehren würden, aber da das I. Bataillon - ohne 1. Kompagnie - ebenfalls heute Vormittag vor, und zwar nach Petitmont, gelegt war, mußten wir wohl doch mit längerem Verbleiben hier rechnen. Es wurde also mit allen Kräften daran gegangen, das Haus und das kleine Kärtchen zu säubern; was allein für Mengen Papier in dem Garten herumgestreut waren, davon macht man sich gar keinen Begriff. Die Stuben wurden verteilt und als ich nach einigen notwendigen Gängen wieder eintrat, sah das Ganze recht manierlich und nett aus. Homann und die Leute hatten ungemein fleißig und geschickt gearbeitet. Meine Schlafstube war mit allem Notwendigen ausgestattet, wir hatten Tischgerät reichlich vorgefunden; Holz zum Feuer machen und heizen war in Massen aufgestapelt, man brauchte nur zuzulangen. Natürlich waren auch Möbel, an denen es für unsere Zwecke fehlte, aus der Nachbarschaft herangeschafft und wir stellten uns vor, was wohl die Besitzer für eine Mühe haben würden, ihre Sachen auseinanderzufitzen, wenn sie dort wieder einziehen würden. Nun - inzwischen ist so viel Zeit vergangen und so viel Wechsel dort sicher gewesen, daß wohl kaum noch ein Stück auf demselben Fleck stehen dürfte. - Hauptmann Deckert hatte sein Quartier wiederum als Versammlungspunkt für die Kameraden zur Verfügung gestellt und so fand ich mich mit Homann abends auch dort ein; das II. Bataillon sollte ja außerdem morgen im Bréméniler Walde das I. des Ersatz-Regiments 32 im Schützengraben ablösen.
Am 16. suche ich vormittags den Gefechtsstand der Brigade auf, um mich über die Lage zu orientieren. Es sah dort nun auch schon anders aus, als an jenem 23. Februar; es waren kleine Baracken entstanden, die ganz leidlich behaglich eingerichtet waren und man bekam auch eine kleine Stärkung. Exzellenz von Tettenborn war übrigens zur selben Zeit anwesend und begrüßte mich äußerst liebenswürdig. Nach dem Mittagessen unternahm ich mit Homann noch einen hübschen Spazierritt nach dem schön gelegenen Schloß Châtillon, es liegt nur Stunde von Val entfernt mehr nach dem Vogesen-Kamm und der Grenze zu.
Der 17. war wieder ein herrlicher Frühlingstag; wir konnten die ersten Schneeglöckchen pflücken und hatten unsere Freude an den wunderhübschen kleinen Priemeln, welche in allen überhaupt nur denkbaren Farben und Farbenschattierungen, weiß, gelb, rot, rosa, lila, blau, in den Gärten der Bewohner wuchsen und auch gewöhnlich den Schmuck der Gräber bildeten. Diese Tage sind mir eigentlich in angenehmster Erinnerung geblieben, viel angenehmer, als sie vielleicht in Wirklichkeit waren, denn man hat doch viele Stunden, ja ganze Tage und Nächte in großer Unruhe verbracht, ob wohl die Stellungen vorn auf die Dauer zu halten sein würden. Besonders als das II. und später das I. Bataillon eingesetzt waren, da waren die Gedanken unausgesetzt vorn und man hätte oft gern hingesehen, wie es eigentlich stand. Die aufregenderen Tage kamen ja allerdings auch noch, zunächst ließ es sich halten und man hatte Zeit, das Erwachen der Natur zu neuem Leben hier in der an sich schönen Umgebung zu beobachten und es hob die Stimmung nach dem langen, ungemütlichen Winter.
- Nur den bewaldeten Hang hinauf, am Wasserfall vorbei, hatte man Petitmont schnell erreicht, wo ich Neumann noch aufsuchte, der wegen seines Leidens das Bataillon wieder an Hauptmann von Horn abgeben mußte. Dort oben war es weniger schön, der Ort lag weniger geschützt, es war daher gleich bedeutend rauher; zudem war Petitmont reichlich zerstört, die Kirche und eine ganze Anzahl der Gebäude lagen in Trümmern.
Wir mir am folgenden Tage beim Brigade-Gefechtsstand versichert wurde, glaubte man nicht mehr an den angekündigten Angriff der Franzosen, die sich in ihrer Stellung befestigten. Der Brigade-General war krank. Auf dem Rückritt beredete ich mit Hauptmann von Horn das Nötige für den Empfang des Königs von Sachsen morgen. - In unserem Ort hatte ein Mann das Glück gehabt, in einem Garten vergraben 37000 Francs in Gold zu finden; manchen veranlaßte dies, ebenfalls Versuche mit der Gießkanne zu machen in der Hoffnung, daß sich der Boden des Gartens an irgend einer Stelle senken und so einen Hinweis geben würde, wo man mit der Schaufel ansetzen müsse; aber es blieb vorläufig bei dem einen Fund! - Das II. Bataillon ist gestern und heute von Artillerie beschossen worden; während es gestern ohne Verluste abging, hatte die 3. Kompagnie heute einen Toten und einen Verwundeten. - Mit Homann wird abends noch die Kantine aufgesucht, wo sich auch Häußer und Krusekopf, mit kurzem Urlaub von Petitmont, eingefunden hatten; das Bier muß also ganz gut gewesen sein.
Von unseren Leuten waren die beiden Dörfer für den Empfang des Königs von Sachsen in rührender Weise zurecht gemacht. Mit Grün waren die Straßen geschmückt und besonders in Petitmont hatten sie versucht, die Stätten der Zerstörung mit Tannengrün und Laubzweigen zu überdecken. Zahnen waren herausgehängt, wobei man das französische „Blau" mit Hülfe von Tinte in „Schwarz" verwandelt hatte. Ehrenpforten waren errichtet, am Eingang von Schloß Châtillon her, das der König vorher besichtigten wollte, prangte in Dal eine besonders schöne, mit mächtigen Quasten versehene, die den alten Gruß trug: „Gott segne Sachsen!" Das Wetter, welches zunächst ein recht trübes Gesicht an jenem 19.3. aufgesetzt hatte, klärte sich auf, es kam sogar die Sonne durch als der König mit einer Stunde Verspätung in Val anlangte, wo die sächsischen Truppen aufgestellt waren. Darauf wurde der Brigade-Gefechtsstand besucht, der während des kleinen Frühstücks auch von den Franzosen durch einige Schrapnells bedacht wurde - ob dies nur Zufall war oder Spionage ? - In Petitmont standen unsere Kompagnien mit präsentiertem Gewehr unter Hauptmann von Horn. Ich meldete dem Könige, welcher mit einigen anerkennenden Worten unserer Mitwirkung in den Gefechtstagen der letzten Wochen gedachte. Er ging die Front der Truppen ab und die Fahrt wurde schnell fortgesetzt. In seiner Begleitung befanden sich der Kronprinz von Sachsen, welcher mich sehr freundlich ansprach und der Prinz Christian. Um 1 Uhr war das Fest zu Ende und ich war schnell zu Fuß in Val. -
Die nächsten Tage brachten leichten Frost, aber schönes Wetter; am 20. 3. suchte ich mit Hömann wieder den Brigade-Gefechsstand auf, wir fanden aber den vertretenden Brigade-Kommandeur, Oberst Graul, nicht dort. Das II. Bataillon rückte abends wieder in Val ein, die 6. Kompagnie hatte heute leider noch 2 Tote gehabt; es war ja sicher keine schöne Zeit dort draußen gewesen, immerhin waren aber doch die Verluste gering zu nennen.
Mit Dreiß, der am Nachmittag sich wieder zu uns gesellt hatte, habe ich am 21. noch allerhand geregelt, es wird sich besonders um die in Aussicht genommene Ernennung Pohlmann's zum Adjutanten I. gehandelt haben und um die Offizierswahl. Dreiß ging nun für 12 Tage zur Erholung nach Hause. Das I. Bataillon war 10,30 Uhr vormittags marschbereit zur Verfügung des A.-V-.K. bestellt worden, kurz darauf auch das II. für die Division; es erfolgte aber nichts darauf. - Für 5 Uhr nachmittags hatte sich Hofprediger Schmidt für Petitmont angemeldet, um einen Gottesdienst zu halten; ich ging dazu herauf. Der alte Herr, welcher den Tag schon viel geleistet hatte, kam recht erschöpft an, sodaß wir ihn zunächst eine kleine Stärkung reichen mußten. Dann aber trat er, in seinem ergrauten Haar eine Achtung und Ehrerbietung einflößende Erscheinung, unter die Soldaten, welche in dem Saale des durch die Beschießung ziemlich mitgenommenen Gemeindehauses versammelt waren und sprach in einfachen, jedem Manne faßlichen Worten zu ihnen über das, was ein jeder von uns vor dem Gefecht wohl bete: „Daß man die Kraft hätte, seinen Posten ausfüllen zu können", Ganz in der Art, wie ich es von Berlin her kannte, redete er zu den alten Kriegern, sie durch seine Worte fesselnd und zum Aufmerken zwingend. Ich glaube, daß die Meisten von dieser Andachtsstunde tief ergriffen gewesen sind. Ich brachte den Herrn Hofprediger nach Val herunter, wo er auch noch eine Andacht hielt und dann bei uns die Abendmahlzeit einnahm. Er war mit verschiedenen unserer Verwundeten und Sterbenden die Wochen vorher zusammengekommen und hat dem Regiment auch später stets ein warmes Interesse entgegengebracht. Er blieb schließlich länger bei uns als er zunächst beabsichtigt hatte und Homann geleitete ihn dann nach Cirey.
Am 22. ließ sich bereits in der Frühe heftiger Geschützdonner hören, sodaß ich eher auf war als gewöhnlich. Von 7,45 Uhr vormittags war das Regiment marschbereit und vergeht der ganze Tag durch die Warterei in einer gewissen. Unruhe. Gegen Abend wird die Marschbereitschaft aufgehoben, doch sollen wir schnell verwendbar sein.
Um Mitternacht brachte mir der liebenswürdige Divisions-Adjutant, Major von Nostitz-Wallwitz, das Eiserne Kreuz 1. Klasse, das war eine freudige Überraschung; ich habe, da ich gerade im ersten Schlummer lag, das Eintreffen des Majors leider nicht gehört und er war, um mich nicht zu stören, zu Homann gegangen; so konnte ich mich nicht gleich für die Aufmerksamkeit bedanken. Lyding kam jedoch auch gleich darauf mit den Befehlen und brachte 30 Eiserne Kreuze 2. Klasse; - ich hatte auf mehr gehofft [...] das drückte nun in der Tat meine Freude recht herab, da ich meiner Auffassung nach meine Auszeichnung dem vortrefflichen Verhalten des Regiments mit verdankte und deshalb gern möglichst viele Offiziere und Mannschaften dafür belohnt gesehen hätte. Dir Dekorierten seien hier aufgeführt, es waren: Leutnant Scholvien, Unteroffizier Faul der 1., Leutnant Krusekopf, Feldwebel Lang, Gefreiter Koch, Wehrmann Weiland der 2., Unteroffizier Voigt
der 3., Hauptmann Stapff, Unteroffiziere Wandt und Weiser, Gefreiter Müller der 4., Vize-Feldwebel Wiehelm, Unteroffizier Winter
der 5., Hauptmann Stets, Unteroffiziere Henkel, KarthSuser, Wiedemann, Wehrleute Kollaschek II, Stengel, Feige, Schmuck, Fahrig der 6., Hauptmann Luken, Sanitäts-Unteroffizier Schreiber der 7., Leutnant Reitz, Unteroffizier Hinske, Gefreiter Gabriel, Wehrleute Sippel und Paul der S. Kompagnie und Schütze Bernhard Müller des Maschinengewehr-Zuges. Die Befehle der Division besagten, daß das Regiment bereits 6 Uhr vormittags zu etwaiger Verschiebung bereit sein solle und zwar das I. Bataillon, ohne Kompagnie, auf dem Bahnhof Cirey, der Regiments-Stab und das II. Bataillon in Val. So war es eine recht unruhige Nacht gewesen und der Vormittag vergeht, nachdem um 5 Uhr vormittags Kaffee getrunken war, mit Warten. Mittags wurde die Eßkiste wieder vom Wagen heruntergeholt und den Nachmittag weiter herumgesessen und gestanden, bis es gegen H Uhr heißt, wir könnten Warmquartiere beziehen und zwar das I. Bataillon in Cyrey. Ich konnte beim II. Bataillon noch Offizierwahl und Besprechung abhalten.
Auch am 24. saßen wir, nachdem in der Nacht kurzes Artillerie und bald darauf auch heftiges, aber nicht lang anhaltendes Infanterie-feuer zu hören gewesen war, es den Tag über aber scheinbar ziemlich ruhig blieb, permanent auf der Lauer. - In der Mairie war ein Offizier-Kasino eingerichtet worden, ich glaube durch das Verdienst des Hauptmann Luken; dieses wurde gegen Abend eingeweiht. Gleich nach unserem Abendbrot meldete sich dann Hauptmann Knorr, welcher zur Übernahme der Maschinengewehr-Kompagnie zum Regiment versetzt war. Er brachte von der Division die Nachricht mit, daß ich zum Oberst befördert sei, was sich dann auch bewahrheitete. - Hauptmann Knorr bezog für die Nacht Dreiß's Lagerstätte.
Auf unsere Anfrage am folgenden Morgen heißt es gegen Mittag, die „erhöhte Bereitschaft" sei aufgehoben, das Regiment müsse jedoch innerhalb von Stunden marschbereit sein. -Um 4 Uhr nachmittags macht Luken einige photographische Aufnahmen mit Hülfe des tüchtigen Unteroffiziers Busse. - 4,30 Uhr nachmittags wegen der zu Ende zu bringenden Offizierswahl nach Cirey geritten. Nachdem die beiden letzten Tage angenehmes Frühlingswetter geherrscht hatte, gewinnen die heute früh sich einstellenden Regenschauer allmählich an Ausdehnung und gehen gegen Abend zu Landregen über; ich war demselben durch frühen Rückritt noch leidlich entgangen, Homann, der noch nach dem Cirey'er Bier sehen mußte, kam wohl schlimmer weg.
Die Nacht traf der Befehl ein, daß das I. Batailon für eine Woche am 26. 3. nachmittags das I. Ersatz-Regiment 32 abzulösen habe; ich ritt dazu vor, um die Kompagnien in der Gegend des Brigade-Gefechtsstandes an mir vorbeimarschieren zu sehen. Auf dem Rückritt, der mich an den ausgebrannten Gebäulichkeiten der Noroy-Sägemühle vorüberführte, hatte ich meine Freude an der
herrlichen Natur. Die langsam gewundene Straße führte an dem Hange einer Schlucht entlang hinab zu einem Quellbach der Vezouse. Rechts und links ragten prächtige Edeltannen gen Himmel, mit ihren dunkelgrünen Zweigen im Ton das Ganze beherrschend. Dazwischen die Büsche, deren Knospen noch ängstlich zurückgehalten waren; das Unterholz stark durchsetzt mit der immergrünen Stechpalme, deren glänzende stachliche Blätter dem Vogesenwalde zum Schmuck dienen. Alles lag so friedlich und still da, daß man den Krieg ganz vergessen konnte.
Am Morgen darauf waren die Wiesen mit Reif bedeckt. Das II. Bataillon rückte, dem gestrigen Befehl gemäß, um 9 Uhr vormittags nach Heming ab, während der Regiments-Stab sich zur Übersiedelung nach Cirey bereit machte. Nach dem Mittagessen ritten wir bald fort und waren um 2,30 Uhr nachmittags in dem Ort. Homann hatte sich schon den gestrigen Nachmittag nach den Quartieren umgesehen, was sehr nötig gewesen war. Ich hatte eine recht nette Stube in einem alten Haus, nicht weit vom Theater, in dem auch Homann unter kam, während der Unterstab schräg gegenüber lag. Es berührte einen eigentümlich, daß man auf den Straßen mal wieder Frauen und Kinder sah und nicht nur Soldaten. Das Schloß, welches als Absteigequartier für die Division oder höhere Vorgesetzte reserviert war, hatte einen ausgedehnten, wunderschönen Park, der allmählich in den Wald überging. Ich unternahm dorthin noch einen kleinen Spaziergang; abends trafen wir uns in der Kneipe bei ausgezeichnetem Paulaner-Bräu mit einer Anzahl sächsischer Kameraden. Sie wußten viel zu erzählen von den heimtückischen Überfällen der belgischen Bevölkerung auf unsere Truppen, da sie es erlebt hatten, wie das durch eine Ortschaft rückende Bataillon plötzilch aus allen umliegenden Häusern beschossen wurde, sodaß es im Umsehen zahlreiche Tote und Verwundete gab. Man lernt bei der Schilderung solcher Ereignisse die Wut verstehen, die unsere im allgemeinn doch mehr als gutmütigen Soldaten ergreifen kann, und man bekommt Verständnis dafür, daß in solchen Augenblicken an den Häusern dieser Orte mehr zerstört wird, als es uns selbst hernach angenehm und erwünscht ist, worauf die Heeresleitung schon in den ersten Wochen des Krieges hinwies. Auch hier in der Gegend muß es ja ähnliche Gründe gehabt haben, daß die Dörfer zum Teil so restlos niedergebrannt waren; wie gern hätten wir sie jetzt für unsere Unterbringung, beispielsweise Parux, in anderem Zustande angetroffen.

Am 23. morgens hat es geschneit und es hält sich auch die nächsten Tage noch daran. Ein Genuß waren morgens immer die Ritte durch den schönen Park und in den sich schier endlos erstreckenden Wald; der Schnee lag nur leicht auf den Bäumen und die Tannen und Fichten waren wie mit einer Zuckerkruste überzogen. Auch nachmittags machte ich gewöhnlich noch einen Gang durch die stillen Partien des Parkes, in dem sich übrigens auch verschiedentlich Spuren von Schützengräben befanden. Auch den Kirchhof besuchte ich, auf dem 4 unserer tapferen Leute zur letzten Ruhe gebettet waren. Er liegt etwas erhöht über der Straße nach Blâmont, die nach Süden geöffnete Aussicht bot einen hübschen Blick auf das Kampfgelände, wo sie ihre Todeswunde empfangen hatten. Meine Gedanken waren aber mit einer gewissen Sorge draußen beim I. Bataillon, welches sich in einer wenig beneidenswerten Lage befand, da der Franzose andauernd Versuche machte, uns die gewonnenen Fortschritte wieder abzunehmen. Für den wegen seines schwer verwundeten Sohnes beurlaubten Hauptmanns v. Horn hatte Hauptmann Stapff die Führung des Bataillons übernommen. Ich konnte ja weiter nichts tun, als bei der Brigade, welche ebenfalls mit Spannung die Ereignisse bei dem piel umstrittenen le Chamois verfolgte, dafür einzutreten, daß unsere Artillerie die Infanterie schützte. Ich sandte an Stapff ein Zettelchen mit der Mitteilung, daß mir dieses im reichsten Maße zugesagt war; mein Gruß ist ihm in seinen Kümmernissen von Wert gewesen! Als am 30. 3. nachmittags der Franzose wiederum anfing heftig mit seiner Artillerie zu reden, wodurch unsere 3. Kompagnie auch Verluste hatte, antworteten die Sachsen denn auch kräftig und mit guter Wirkung. Das hörte man gern!
Die Befehle, auch die des A.-O.-K., erhielten wir erst morgens; sie mußten dann schnell für das II. Bataillon weiter gegeben werden, dessen Befehlsempfänger den um 9 Uhr vormittags hier abgehenden Zug benutzen konnte. Die Bahn von Cirey nach Avricourt wurde durch einige Züge befahren.
Meine Ritte führten mich die Tage nach Schloß la Vigne - eigentlich ein Landhaus - und nach der interessanten alten Abtei Haute Seille, ferner nach Lascenborn, einem niedlichen lothringschen Vogesendorf, südöstlich von Bertrambois in einem engen Waldtal versteckt gelegen. Am 31.3. abends erfreute uns Hofprediger Schmidt in der Kneipe durch seine Gegenwart.
Ein Tag, der in Friedenszeiten ganz besonders gefeiert worden wäre im deutschen Lande, verlief bei uns verhältnismäßig still und durch die Umstände, die eintraten, in einer gewissen Unruhe, es war der 100 jährige Geburtstag Bismarcks. Ich hatte morgens das schöne Wetter zu einem Ritt über Bertrambois und Tanconville benutzt und wir hätten wohl für uns beim Mittagessen zum mindesten eine Flasche getrunken zum Gedächtnis unseres großen Kanzlers. Da war eben ein Befehl des A.-O.-K. angelangt - der uns die Nacht schon hatte erreichen sollen -, wonach das II. Bataillon und der Regiments-Stab zu Mittag in Foulcrey einzutreffen hatte. Nun hieß. es, schleunigst das II. Bataillon benachrichtigen, schnell essen und um 2 Uhr nachmittags ritten wir ab; die Bagage folgte. Auf nicht gerade den besten Wegen erreichten wir über Fremonville, Gogney um 3,30 Uhr nachmittags unser Ziel, das Bataillon traf etwas nach uns ein - der Ort machte einen verhältnismäßig sauberen Eindruck. Ich bezog die Stube, wo ich vor Tagen Major Neumann aufgesucht hatte. Gegessen haben wir in Homanns Quartier bei einem Bäcker; dicht daneben in einem großen Hause war der Unterstab untergebracht. Der Ort lag über 300 m hoch und ganz frei, war dadurch den noch recht empfindlich kalten Winden, von denen wir in dem Vogesen-Tal wenig gespürt hatten, sehr ausgesetzt.
Den folgenden Tag, Charfreitag, konnten wir uns in Ruhe einrichten; auch der berühmte Photograph der 7. Kompagnie trat wieder in Tätigkeit, diesmal, um uns in größerer Gruppe zu verewigen; Ort der Handlung war der Schulhof. Das I. Bataillon wurde heute Abend nach Cirey zurückgezogen, um dann am 3. nach Avricourt (die 1. Kompagnie wieder nach Rixingen) ins Quartier zu gehen; nur die Maschinen-Gewehr-Kompagnie wurde noch bei der 45. Ersatz-Brigade zurückbehalten. Nach der ganzen Gruppierung schien man mit einem Vorstoß aus dem Paroy-Wald zu rechnen.
Am 3.4. spreche ich in Avricourt den Leutnant Besler, welcher vom I. Bataillon als Quartiermacher vorausgeschickt war; auch Horn, der inzwischen den Charakter als Major erhalten hatte, aber die 1. Kompagnie vorläufig behalten mußte - (im Augenblick führte er das I. Bataillon) - meldete sich von Urlaub zuruck; ihm war, von der Ersatz-Division auf das liebenswürdigste dabei unterstützt, die Möglichkeit geworden, seinen Sohn vom Feldlazarett nach Heidelberg zu bringen.
Am 1. Ostertag begrüßte ich beim Kaffee Dreiß, der die Nacht zurückgekehrt war und beim Lehrer ein Quartier gefunden hatte.
Sein Eintreffen wurde durch ein kleines Frühstück gefeiert, zu welchem auch Olszewski und Stets erschienen. Allerhand schöne thüringische Sachen wurden dabei aufgetischt und zu berichten gab es natürlich genug aus der Heimat. - Nachts und auch morgens schallte Geschützdonner zu uns herüber; im übrigen stürmte und regnete es den ganzen Tag und dieses Wetter behielten wir, bis sich nach dem 9. 4. leichter Frost und etwas Schnee einstellten.
Am 2. Ostertag war ich abends zu Exzellenz v. Tettenborn eingeladen. Ich wurde um 7 Uhr mit dem Auto abgeholt, das mich durch den Wald, welchen ich schon vormittags zu Pferde durchquert hatte und der recht hübsche Partien aufwies, nach Rixingen brachte. Der General war äußerst liebenswürdig und so verlebte ich einen sehr angenehmen Abend. Um 11 Uhr sauste ich wieder meinem Dorfe zu. -. Hauptmann Stapff war nachmittags noch bei mir gewesen, da er sich leider für einige Zeit zur Erholung auf Urlaub begeben mußte.
Es war uns der Befehl zugegangen, daß das Regiment unter der Leitung des Generals v. Unger, Kommandeur der Kavallerie-Division in Saarburg, in den nächsten Tagen Übungen im Angriff auf befestigte Stellungen abhalten solle; alte Schützen grüben, wie sie ja überall in der Gegend zu finden waren, sollten dabei möglichst benutzt werden. Ich erkundete eine solche Stelle auf der Höhe zwischen Gogney und Repaix; der General, welcher am Nachmittag nach Foulcrey herankam, billigte meinen Plan und am 8. 4. vormittags fand dann auch die in ihren Vorbereitungen etwas stark überhastete und durch das andauernde Unwetter nicht gerade begünstigte Übung statt. Am Tage darauf zeigte das I. Bataillon in der Gegend dicht südwestlich Bahnhof Igney-Avricourt seine Künste in womöglich noch größerem Schmutz; Major v. Horn hatte das Programm durch kleine Einlagen etwas erweitert. Am 10. 4. vormittags holte General v. Unger mich und Homann ab, da wir auch das in Maizieres liegende Bataillon Augsburg zu besichtigen hatten. Dort auf dem Clam-Gallas-Berge (wie mag der Name in diese Gegend verschneit worden sein ?) führte uns Major Lohmann seine Bayern vor und wir sahen zum ersten Male die Wirkung einer Handgranate; daß diese Waffe eine solche Bedeutung in wenigen Monaten erlangen würde, das dachten damals sicher nur wenige. Ich konnte bei dieser Gelegenheit meinen musikalischen Hauptmann aus dem Bremeniler Walde wieder begrüßen. Es hatte morgens geschneit, was den Schmutz nur vergrößerte.
Hofprediger Schmidt hatte uns am 6. eine schöne Osterpredigt gehalten über den Glauben an die Auferstehung. Ich konnte den würdigen Herrn, der den weiten Bezirk seiner Division auf seinem Fuchs andauernd durchstreifte, ein Stückchen begleiten, als ich noch ein zweites Mal zur Rekognoszierung der Höhe nördlich Repaix ausritt; es war übrigens dort auch mit dem II. Bataillon die Festungs-Maschinen-Gewehr-Kompagnie 9, welche uns vorübergehend unterstellt war und in Bertrambois lag, besichtigt worden.
Die Befehle erhielten wir in dieser Zeit von der Kavallerie-Division v. Unger und zwar brachte sie mir Lyding gewöhnlich gegen 11 Uhr abends ans Bett. Viel Eingänge gab es meist nicht, in der Hauptsache waren es die bewilligten Urlaubsanträge unserer Leute, die wir auf eine von uns dem A.-O.-K. vorgelegte Bitte hin jetzt in reichlicherer Zahl, ich dächte bis zu 12 von der Kompagnie, nach Hause schicken durften. Es war dies eine große Freude für die Leute und eine große Sorge für die Kompagnie-Führer, nun die Richtigen herauszusuchen, denn natürlich wurde die bewilligte Zahl voll ausgenutzt und die nächsten warteten schon sehnsüchtig, bis die Vorderleute zurückkamen. Die Kavallerie-Division erledigte unsere Gesuche mit erfreulicher Schnelligkeit und ich konnte des Morgens, wenn ich zum Kaffee herüberging, gewöhnlich ein Päckchen an die Kompagnien weiter geben, damit die Leute den Tag selbst noch zur Abfahrt benutzen konnten und so etwas Zeit gewannen. - Der arme Lyding hatte es recht schwer diese Nächte; in der Nacht vom 6./7. zum Beispiel tobte ein wahrer Orkan und in der vom 7./3. regnete es wie mit Kannen.
Am Nachmittage des 10. ritt ich, da ich mit Ober-Leutnant Schneider zu sprechen hatte, nach Avricourt. Es war richtiges April-Wetter, der Westwind jagte eine Schneehusche nach der anderen über die Gegend hin. Das Land war schnell mit einer dünnen weißen Decke überzogen, welche dann unter der Einwirkung einer kurzen Zeitspanne, während der die Sonne zur Herrschaft kam, ebenso plötzlich wieder verschwand. Eine tüchtige Husche hatte ich in Rixingen abgewartet und bot sich mir nun auf dem Nachhauseritt ein wundervolles Naturschauspiel. Während gewöhnlich, sobald man den Wald von Foulcrey durchschritten hatte, die mächtige Kette der Vogesen mit ihrem mannigfaltig gestalteten Profil vor einem lag, der gewaltige Donon in der Mitte, so erblickte man heute an der Stelle auf der ganzen Linie ein wildes Meer von weißen Wolken, aus denen nun aber allmählich die dunkelen Bergzüge hervortraten. Das ganze Bild war von der Sonne beleuchtet. - Dreiß hatte an dem Tage auch ein merkwürdiges Erlebnis auf seinem Ritt; er befand sich auf dem durch gänzlich baumloses Gelände nach Ibigny führenden Wege, als ein Flieger, wie solche hin und wieder diese Strecke auf dem Flug nach oder von Saarburg zurücklegten, auf ihn herabzustoßen schien, sodaß er sich veranlaßt sah, seinen Fuchs in beschleunigte Gangart zu setzen, um im Zickzack-Kurs sich diesem Ungetüm zu entziehen. Wir haben damals über die Geschichte gelacht und wollten den feindlichen Fliegern dergleichen Scherze nicht recht zutrauen; es ist wohl aber zweifellos, daß er eine ernstliche Absicht auf den einsamen Reiter hatte.
Wir hatten am 11. einen ruhigen Sonntag, tags darauf war Offizier-Wahl für Vize-Feldwebel Loose, den ich bei dieser Gelegenheit ebenso wie Hauptmann Lzäußer, mit dem Eisernen Kreuz schmückte.
Das Wetter wird nun für die nächsten Tage schön, wenn es auch nachts gewöhnlich leicht friert. Ich beobachtete von der kleinen St. Joseph-Kapelle am Südausgang, wo wir einen Posten stehen hatten, ein Raketenspiel; es mußte nach der Richtung zu urteilen bei Bremenil sein. - Um 14. begrüßte ich in Igney den Major v. Könneritz; es herrschte bei seinen Vorposten recht rege Gefechtstätigkeit.
Das ruhige Dasein, welches wir führten und das ja auch unseren Leuten sehr zustatten kam, veranlaßte uns zu Spaziergängen nach dem im Walde herrlich gelegenen Foulcreyer Weiher, den Dreiß besonders liebte; es war ein Genuß, die Natur in diesem verschwiegenen Winkel in Ruhe beobachten zu können.
Vom A.-V.-K. war mir am 15. mitgeteilt worden, daß die Formierung des III. Bataillons beschlossene Sache sei und ich mich immer darauf einrichten könne. Da gab es nun eine Menge zu überlegen und ich sprach tags darauf in Avricourt mit Major Neumann, den ich am nach seinem Erholungsurlaub wieder hatte begrüßen können und der zunächst hauptsächlich durch die Änderungen berührt wurde, das Erforderliche durch.
Wir erhielten unsere Post in jener Zeit gewöhnlich mittags, wenn wir noch bei Tisch saßen. Die Möglichkeit, verschiedentlich Zeitungen zu erhalten, wurde natürlich gern ausgenutzt. So brachte eigentlich jeder, der in Avricourt zu tun hatte, vom dortigen Bahnhof dieses oder jenes der dort ausliegenden Blätter mit und Lyking erstand bei den Befehlsempfängern möglichst ein Exemplar der im sachsischen Hauptquartier Rixingen natürlich leicht erhältlichen „Leipziger Neuesten Nachrichten".
In jenen Tagen fanden die Cholera- Impfungen statt; nachdem mich der „kleine Würger" am 12. bearbeitet hatte, vollendete Stabsarzt Grunenberg am 16. das Werksohne daß ich beide Mal irgend besondere Beschwerden danach verspürt hatte.
Das Wetter war so schön geworden, daß wir sogar am 16. abends in dem Garten unserer Stammkneipe sitzen konnten, wo, - wenn ich nicht irre, nach Fexers Anlagen - eine hübsche Laube
entstanden war. Nach der Solidität der Bauart und der geschmack vollen Ausschmückung zu schließen, dürfte dieselbe noch heute bestehen.
Das II. Bataillon war am 17. zu einer Übung in der Gegend von Igney gewesen. Des Abends war heftige Schießerei im Abschnitt der Bayern, also südwestlich von Avricourt. Es waren dort die Vorposten etwas vorgeschoben worden. Die Gefechtstätigkeit hält auch den nächsten Vormittag an. Es zeigen sich die ersten Schwalben.
Am 19. hatte ich mit der Intendantur in Rixingen wegen der uns zu liefernden Lebensmittel zu verhandeln, wobei mich Homann mit seinen landwirtschaftlichen Kenntnissen auf das Beste unterstützte.
Abends kamen dann die Befehle, das aufzustellende III. Bataillon betreffend, die am darauffolgenden Morgen ausgearbeitet und ausgegeben wurden. Das Bataillon bekam Major v. Horn, welcher Leutnant Vohlmann als Adjutanten und den bewährten Verpflegungsoffizier, Leutnant Eisenhardt, erhielt; dazu kam der Zahlmeister Caccia, der aus Thüringen zum Regiment versetzt war. Das I. und II. Bataillon gaben je eine Kompagnie und zwar die 3. und 8. als 9. und 10., geschlossen ab. Dazu trat eine Kompagnie des Landwehr-Regiments 80. So fehlten beim II. und III. Bataillon vorläufig je eine Kompagnie, während das I. Bataillon bereits Ende April - am 28. 4. unter Ober-Leutnant Becker - die neue 3. Kompagnie aus Mannschaften, die vom belgischen Übungslager uns zugewiesen wurden, bildete. Um jedoch den Charakter des Regiments als thüringisches nach Möglichkeit zu erhalten, hatte ich bestimmt, daß diese „Beverlooer", meist Rheinländer und Westfalen, auf die 2., 4. und die neue 3. Kompagnie gleichmäßig verteilt wurden und daß die 2. und H. Kompagnie je einen geschlossenen Zug nach Wahl des Majors Neumann an die Kompagnie Becker abgaben; es wurden dies, wenn ich nicht irre, die Züge Mägdefrau und Neuhoff. - Adjutant des I. Bataillons wurde Leutnant Felgner, Verpflegungs-Offizier beim II. Bataillon Feldwebel-Leutnant Bieler. Die 1. Kompagnie erhielt Ober-Leutnant Köhler.
Am Abend waren die älteren Kameraden aus Foulcrey einer Aufforderung zum Essen nach Avricourt gefolgt, wo man auf dem Bahnhof recht gut verpflegt wurde und wo es vor allem auch ein vorzügliches Bier gab. Ich war mit Stabsarzt Grunenberg und den jüngeren Offizieren unserer bescheidenen Kneipe treu geblieben; - bekommen war uns dies jedenfalls gut!
Mein braver Brauner lahmt etwas; nach etwa 3 Tage Schonung war er jedoch wieder in Ordnung.
Seit dem 20. war es mit der herrlichen Ruhe für die Truppe einmal wieder vorüber. Das I. Bataillon wenigstens mußte in den Nächten den Bayern schanzen helfen, während das II. noch einige Tage sein Schlaraffenleben weiterführen konnte, bis es auch dazu herangezogen wurde. Die Arbeiten fanden in der Gegend von Embermenil und Leintrey statt und waren schon die An- und Abmarschwege beschwerlich genug, abgesehen von unnötigen Umwegen und sonstigen Ärgernissen.
Einige Sorgen verursachten die wenigen überzähligen Pferde und Wägelchen, die sich bei den Bataillonen befanden und die eine ganz außergewöhnliche Anhänglichkeit und Haltbarkeit zeigten. Man glaubte die Pferde längst abgegeben, immer wieder tauchten sie an irgend einer Stelle auf und für die Beibehaltung der Wagen gab es eine solche Fülle von Gründen, daß man ganze Bogen damit im Bericht vollschreiben konnte!
Sehr erfreulich waren die Erfolge an unserer Front bei Ypern, die am 22. 4. nach dem Bericht eingesetzt hatten und dann eine ganze Zeit fortdauerten, sodaß ich eine kleine Skizze an einem passenden Platz im Dorf anheftete und täglich die Gewinne mit blauen Pfeilstrichen verzeichnete, damit die Mannschaften sich ein Bild davon machen konnten.
Am 26. trat das III. Bataillon in Lörchingen zusammen. Wir waren am Abend vorher noch einmal mit den Kameraden der 3. Kompagnie vereint gewesen, welche um 9 Uhr vormittags nach einem Triumphzug durch die Hauptstraßen des Ortes mit schlagenden Tambours abzog.
Es meldeten sich im Laufe des Tages die zum Regiment versetzten Offiziere, zunächst vormittags der Oberleutnant Wingenroth, welcher vom Landsturm Bataillon Heidelberg kam, dann die beiden vom Reserve-Regiment 60 zu uns übertretenden Kameraden, Ober-Leutnant Böhmer und Leutnant Ulrich, auch die Maschinen-Gewehr-Kompagnie war nach ihrer langen Schützengrabenzeit zurückgekehrt und entlaust worden; sie lag am Bahnhof Igny-Avricourt, wo ich den Hauptmann Knorr vormittags begrüßen konnte. - Dafür verließ uns Eberctzsch für 14 Tage, um zu Hause einmal nach dem Rechten zu sehen und Schmidt übernahm wieder einmal das Szepter in der Küche.
Am 27., an einem schönen, sonnigen Morgen, ritt ich mit Homann über Haussonville - St. Georg-Landingen nach Lörchingen, spreche Major v. Horn und Hauptmann Deckert, der von Urlaub zurück ist und begrüße die zum Regiment versetzte 12. Kompagnie Landwehr-Regiment 80. Die Kompagnie, unter Führung des Reg.-Rats, Hauptmann der Landwehr Berger aus Wiesbaden, bestand in der Hauptsache aus Nassauern und Sauerländern und hatte in den südlichen Vogesen gekämpft. Sie war in der Pflege-Anstalt wohl ganz leidlich untergekommen, im übrigen, was ja erklärlich war, über den Tausch vorläufig nicht sehr glücklich. Der einzige Gefallen, den ich ihr im Augenblick tun konnte, war, daß ich ihr die alte Nummer ließ, während sie eigentlich die 11. Kompagnie werden sollte. An Offizieren befanden sich bei der Kompagnie noch Leutnant Bublitz, Feldwebel-Leutnants Metz und Reißer. - Auf dem Rückritt war es empfindlich warm.
Abends konnte ich eine kleine Verlosung veranstalten. Junge Mädchen aus Landsberg a. d. Warthe hatten mir ein Paket geschickt mit allerhand schönen, nützlichen Sachen; die Auswahl war in der Tat recht geschickt getroffen. Gedern Stück war der Name der Spenderin beigefügt und so konnten wir uns mit einem kleinen Gedicht bedanken, in welchem jede der jungen Damen ihrer Gabe entsprechend bedacht wurde.
Am nächsten Tage kamen die 250 Beverlooer für das I. Bataillon an.
Tags darauf fährt Homann zunächst nach Heming, um die Pferde für das I. und III. Bataillon in Empfang zu nehmen und zu verteilen. Er reiste darauf nach Straßburg weiter; außer anderen Mitbringseln versorgte er uns mit Karten von den Kriegsschauplätzen, die zur Zeit ein besonderes Interesse hatten.
Es hatte schon die Nacht heftig in Richtung Badonviller geschossen und ging auch bis gegen Mittag so weiter.
Vormittags am 30. hatte ich zu tun mit den Arbeiten für die Auffüllung unserer Maschinen-Gewehrzüge zu einer richtigen Kompagnie; Mannschaften, Pferde, Fahrzeuge, alles war ja zusammen gestoppelt und sollte nun in Ordnung kommen. Mittags ging der wenig angenehme Befehl des Armee-Ober-Kommandos ein, daß bis auf weiteres 6 Kompagnien jede Nacht der Bayerischen Landwehr-Brigade wieder schanzen helfen mußten. Die Ausführungsbefehle trafen erst gegen Abend ein und zwar mußten nun unverzüglich eine Kompagnie von Foulcrey und zwei von Avricourt heraus. Den nächsten Morgen klagten mir die Bataillons-Kommandeure ihr Leid, wie ungenügend die Vorbereitungen getroffen gewesen wären. Nun, wir haben es ja später selbst erfahren, daß es sehr schwer ist, für eine fremde Truppe solche Dinge gut vorzubereiten und wie leicht sich dabei Mißverständnisse einstellen, deren Folgen dann viele Umwege und unnötige Arbeit sind. Auch die hellen Nächte - es war Vollmond - waren für das Schanzen recht wenig günstig, da die
Franzosen mit ihrer Artillerie alle Augenblicke dazwischen fuhren. Die Erdwerke waren südlich von Leintrey und dem dicht westlich des Dorfes liegenden Gehölz les Remabois auszuführen, die 5. Kompagnie hatte leidlich schaffen können, die und 2. aber waren erheblich gestört worden. Die Bataillons-Kommandeure wollten die nächste Nacht selbst mit herausgehen und vorher sich mit dem verantwortlichen bayerischen Bataillons-Kommandeur besprechen; es hatte ja auch für den ersten Abend alles sehr übereilt werden müssen.
Auf den Kriegsschauplätzen stand es überall sehr günstig: die feindlichen Landungstruppen bei den Dardanellen waren erledigt worden, bei Zypern wurde das eroberte Gelände restlos behauptet, in der Champagne und in den Argonnen ging es vorwärts, auf den Höhen auf dem rechten Maas-Ufer waren in den letzten Tagen rund Franzosen gefangen; auch an der Ostgrenze von Bst-Preußen machten wir Fortschritte. Am meisten erstaunte uns, daß die Festung Dünkirchen von unserer Artillerie unter Feuer genommen war; - wir wollten es uns zunächst so erklären, daß unsere Kriegsschiffe dies getan hätten, vom Land aus schien es uns der Entfernung wegen nicht möglich! - Wir hatten in Erwartung des Wonnemonats eine kleine Maibowle in der Laube; die 6. und 7. Kompagnie fehlten, da sie zur Arbeit waren.
Mit Wetterleuchten und Geschützdonner ging der 1. Mai zu Ende; leider hatte die 7. Kompagnie in der Nacht 2 Tote und 2 Verwundete gehabt.
Zu meiner großen Freude durfte ich am Vormittag den Ober-Arzt Dr. Nitsch und Leutnant Felgner, sowie Hauptmann Knorr und 3 seiner Leute mit dem Eisernen Kreuz überraschen.
Ich sprach nun noch bei der Division vor, wo mir durch den Generalstabs-Offizier, Oberst-Leutnant v. Berger, in der entgegenkommendsten Weise Aufklärung über die Lage gegeben wurde. Danach war es unbedingt nötig, daß der Ausbau der Stellungen in der Gegend, wo unsere Kompagnien zu helfen hatten, bald und intensiv geschehen mußte; ich erhielt auch die Ermächtigung, dies den Offizieren und Mannschaften mitzuteilen, damit sie wußten, wofür sie eingesetzt wurden unter diesen schwierigen Umständen. - Im Vorbeireiten sehe ich auf dem Bahnhofe Rixingen die eben aus Cassel eingetroffenen Fahrzeuge für den Stab des III. Bataillons und für 2 neue Kompagnien, die in tadellosem Zustande und schneller zur Stelle waren, als wir vermutet hatten.
Die Natur hatte sich wundervoll entwickelt, überall im Walde sproß das frische Grün hervor und die Obstbäume standen in schönster Blüte, während Nachtigall und Kuckuck sich hören ließen. Es wird viel Obst in der Gegend dort gezogen, die Chausseen und Feldwege sind gewöhnlich mit Obstbäumen bestanden und an den Mauern sowie an den nach den Gärten zeigenden Wänden der Gebäude findet man überall Spalierobst. Ich glaube, daß unsere thüringischen Landsleute manches dort gelernt haben, wie wir unsere Gärten in dieser Beziehung besser ausnutzen könnten und nicht wenige werden sich wohl für die kommende Friedenszeit vorgenommen haben, mehr in dieser Hinsicht zu tun. Das Klima war dort oben in Foulcrey, wie ich schon früher betonte, ziemlich rauh, schlimmer wird es in den meisten Gegenden Thüringens und auch der Rhön nicht sein können.
Es hatte auch in der Nacht zum 3. ziemlich viel geschossen, doch waren die Truppen bei den Arbeiten glimpflich fortgekommen; bei der Kompagnie waren 2 Mann leicht verwundet worden. Bei der Division wird nur zugesagt, daß auch unsere Artillerie angewiesen würde, sich energisch zu betätigen, wenn unsere Leute durch das feindliche Feuer belästigt werden. - Der nachts niedergegangene Regen war recht erwünscht gewesen; es klärte sich auch wieder auf. - Gegen Abend meldete sich der für das III. Bataillon bestimmte Arzt, Dr. Schrammen. - Die Kriegs-Nachrichten melden, daß unter Führung des Generalobersten v. Mackensen die verbündeten Truppen die ganze russische Front in West-Galizien durchstoßen hatten; die Trophäen des Sieges ließen sich noch nicht übersehen! Das war eine schöne Nachricht.
Wir mußten natürlich am nächsten Morgen so schnell wie möglich nach dem mit Flaggen geschmückten Bahnhof Avricourt, um neue Zeitungen zu erlangen, sie befriedigen jedoch unsere Neugier nur unvollkommen. Es schwirren jedenfalls die unglaublichsten Gerüchte durch die Luft, ungeheuere Beutezahlen, wie 160 000 Gefangene, 53 Flugzeuge, 450 Geschütze, 31 000 Pferde. Diese Feststellungen konnten bei der Kürze der verflossenen Zeit noch gar nicht gemacht sein, die Fama verdoppelt und vervierfacht ja im Umsehen alles. Am Abend hieß es dann auch im Heeresbericht, die Beute des ersten Tages beliefe sich auf 21500 Gefangene, 16 Geschütze und 47 Maschinen-Gewehre. - Homann hat zu Mittag eine Siegesbowle gebraut. - Ich fertigte wieder, wie neulich bei den Erfolgen vor Ypern, eine kleine Skizze für unsere „Anschlagsäule", die von den Mannschaften auch eifrig studiert wurde. - Die 7. Kompagnie hatte in der verflossenen Nacht wieder einen Mann verloren.
Der 5. brachte ab und zu kurze Gewitterregen, die das Wachstum mächtig förderten.
Am 6. nachmittags treffen 35 Ersatz - Mannschaften vom Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 71 ein; es wird recht eng hier mit der Belegung. - Ich räume abends mit Dreiß in den alten Aktenstößen etwas auf, das ist sehr nützlich und erleichtert unser Gepäck. - Eine Depesche des A.-O.-K. ordnet an, daß das Regiment von morgen an nicht mehr zu den Arbeiten heranzuziehen sei; natürlich ist unser erster Gedanke, daß unsere Tage hier gezählt sein werden.
Das Kriegstelegramm, auf das wir wie schon gestern unverhältnismäßig lange warten müssen, bringt wieder nur gute Nachrichten, besonders von Hvern, südöstlich Verdun, Ost-Preutzen, West-Galizien und den Beskiden.
Tags darauf, am 7., einem Freitag, predigte Hofprediger Schmidt vormittags schön über die Worte des Arendschen Liedes: „Wer ist ein Mann? Wer beten kann ..." und teilte das heilige Abendmahl aus. Der Hofprediger war darauf bei Tisch unser Gast; es wurde viel über Italien gesprochen, das, wie die Zeitungen berichteten, dicht vor der Entscheidung stand. Es wollte uns damals so garnicht in den Kopf, daß es möglich sein würde, Italien entscheide sich gegen uns, seine bisherigen Verbündeten. -
Jetzt wundert man sich ja schon über garnichts mehr. - Neumann und Dr. Nitsch kamen nachmittags zu Fuß herüber und begleitete ich sie dann noch ein Stückchen nach Hause zu. - Abends saßen wir in der „Laube Fexer"; sie hatte wohl ein Schild erhalten mit diesem Namen!
Nachts kommt Lyding mit dem vorläufig noch geheim zu haltenden Befehl, daß wir hinter die 1. bayrische Landwehr-Division - (Dieuze) - verlegt würden; Exzellenz Freiherr v. Falckenhausen war vormittags bei der Division gewesen, ich hatte aber nichts Neues erfahren können.
Nach dem Morgenritt am 3. fand ich den Befehl des A.-O.-K. vor, wonach morgen der Regiments -Stab und das II. Bataillon mit der Bahn Château-Salins, das III. mit Fußmarsch Gisselsingen und Tarquinpol, südlich Dieuze, zu erreichen hatten, während das I. Bataillon und die Maschinen-Gewehr-Kompagnie in Avricourt verblieben. Die Befehle dazu waren schnell ausgefertigt. Nachmittags kommen Neumann und Felgner noch zu Fuß heran. Ich gehe abends, während Dreiß am Packen ist und Homann sich durchaus noch die Rampe des Bahnhofes Rixingen auf ihre Größe hin ansehen will, zu den Kameraden in die Laube, als sich plötzlich die Maschinen-Gewehr-Kompagnie anmelden läßt,
um für die Nacht hier Quartier zu nehmen. Der Bahnhof Igny-Avricourt war nämlich heftig beschossen worden. Ich hielt es zunächst für unausführbar, daß sie hier unter kam, aber die Division hatte es befohlen, und es ging wirklich.
Die Nachrichten aus Galizien lauteten günstig und Libau war genommen!
Am Sonntag, den 9. reiten wir ab, nachdem die Eingänge noch schnell erledigt waren. - Die Einwohner von Foulcrey trauerten tatsächlich, daß wir fortgingen, das muß man zum Lobe unserer Mannschaften sagen. Dabei hatte stark französische Gesinnung in dem Ort gesteckt; meine Wirtsleute waren im Grunde des Herzens ganz französisch, und die braven Leute, wo wir speisten, hatten auch fast ausschließlich Verbindungen nach Frankreich gehabt. Dabei hatten wir die Entdeckung gemacht, daß die zahlreichen in der Stube aufbewahrten Ansichtspostkarten sämtlich
die Adresse trugen: „Foulcrey en Lorraine annexé". Warum hatte die deutsche Reichspost solche Briefschaften befördert?
Ich meldete mich bei Exzellenz v. Tettenborn ab; er war ungemein freundlich und hat auch bei späterer Gelegenheit - als im Spätherbst 1915 die Bataillone des Regiments abwechselnd in die dortige Gegend zur Erholung gelegt wurden - es sich nicht nehmen lassen, die Kompagnien aufzusuchen und zu begrüßen.
Bei herrlichem Wetter verließen wir um 10 Uhr vormittags Rixingen.
Eine ernste, aber schöne Epoche des Krieges hatte ihren Abschluß gefunden.

 

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