Von Berlin bis
Paris : Kriegsbilder, 1870-1871
Ludwig Pietsch
Ed. Berlin, 1871 |
|
Blamont, 14, August, Morgens 5 Uhr.
Seit ich vorgestern Morgen meinen letzten Brief expedirte, sind
wir, täglich sechs Stunden im Sattel, und dabei manche Meile
weit im scharsen Trabe und Galopp, immer vorwärts nach Westen
gerückt. Es scheint doch eine mehr als „assenmäßige
Geschwindigkeit” dazu zu gehören, diesen Feind wieder von
Angesicht zu Angesicht, oder auch nur seinen Rücken zu sehen zu
bekommen. Man nennt das in der strategischen Sprache der
Besiegten bekanntlich: sich rückwärts concentriren. Aber seit 66
hat diese eigenthümliche Manier, den Feind in die Falle zu
loden, viel von ihrem Credit bei den Menschen verloren. Nach den
französischen Zeitungen vom 10., deren wir einige zu Gesicht
bekommen, wähnte man sich in Paris damals doch im Vollbesitze
der „natürlichen Wälle“ Frankreichs, der Vogesen. Und gestern
früh, am 13. also, trafen noch in Petersbach auf sammetnem
Kissen die Schlüssel von Luneville, zehn Meilen weiter von da,
ein, gefendet vom Prinzen Albrecht (Vater), dem sich die Stadt,
als er sich mit der von ihm befehligten selbstständigen
Cavallerie-Division näherte, ergeben hat! Wo werden unsere Heere
Halt machen, wo auf Widerstand stoßen? Wird es eine zweite
Riesenschlacht in den catalaunischen Gefilden bei Chalons oder
erst vor Paris sein, welche Deutschland zum unbedingten Heren
der französischen Geschicke machen oder seinen Siegeslauf hemmen
wird ?
Die Colonnen und die Bivouaks am Wege, das waren auch gestern
die sprechendsten Zeugen des Krieges. Der Ritt des
Hauptquartiers an sich glich mehr einer Iustigen Promenade,
einem Ritte zur Jagd durch Wälder und Wiesen, über Thäler und
Höhen. Zwei Meilen ging es im Schritt hinter der
vorausmarschirenden 2. Compagnie des 1. Bataillonsder
geleitenden 58er her. Nachdem sich in Ottweiler beide getrennt
gewesenen Partien des Hauptquartiers wieder vereinigt, ging es
durch schöne deutsche, in Gärten und Gebüsch ganz verborgene,
Dörfer, durch Heine Wäldchen, über freiere Berg-Plateau's, von
denen man rückwärts die Vogesenkette, Höhen hinter Höhen,
bereits im Duste der Ferne ausgebreitet sah. Mit der glänzenden
Cavalcade des Hauptquartiers dahinreitend, gelangte ich in die
Nähe eines untersetzten breitschulterigen Herrn mit scharsen
schwarzen Augen und weißem Schnurrbart, in grauem Touristen-Costüm,
den ich bald als meinen alten Reisegenossen vom Nil, den großen
Times-Correspondenten Mr. Russel erkannte; zuletzt noch Ende
December bei der unvergeßlichen Nachtpartie vom Nil-Ufer aus, wo
unsere Dampfer lagen, nah Sakkhara war ich mit ihm zusammen
gewesen. Ein für beide Theile überraschendes Wiedersehen! Er war
ursprünglich für diesen Krieg dem Königlichen Hauptquartier
beigeordnet gewesen; hatte aber noch bald genug gespürt, wo
diesmal die wahre treibende Kraft des Krieges läge, und war mit
seinem Begleiter, dem jungen Herzog von Sutherland, einer jener
charakteristischen Britenfiguren, wie man sie eigentlich nur auf
der Komödienbühne für möglich hält, die man sehen kann, zu uns
herübergekommen; freilich weniger glücklich als ich, zu spät für
Weißenburg und Wörth. - Der Weg wurde selbst für uns auf lange
Zeit bis zur Unmöglichkeit des Durchkommens gesperrt durch die
Wagenzüge, besonders durch den ungeheueren preußischen
Ponton-Train. Soll er schon die Saar überbrücken helfen, die wir
heute zu erreichen hoffen ?
Zwischen den Bäumen eines Kiefern: und Eichenwäldchens wurde das
Fruͤhstücks-Rendezvous gehalten. Dort zuerst wurde die Nachricht
bekannt vom Abtreten des Ministeriums der „ehrlichen Leute” und
dem Eintritte Latour d'Auvergne's in's Auswärtige Amt. Wie Graf
Solms, der seinen Gesandtschafts-Attaché hier bis zur
Unkenntlichkeit in der Offiziers-Uniform verbirgt, behauptet,
sei jener wenigstens ein anständiger Mann und habe den Krieg
nicht gewünscht. Wird das einen besänstigenden Einfluß üben
sollen und können auf die hochgehenden Wogen der französischen
Volksstimmung? Wir werden sehen.
Um die Mitte dieses Tagemarsches machte sich die Veränderung des
Charakters der Dörfer und Flecken ziemlich gleichzeitig mit der
der gesammten Landschaft bemerklich. Die Häuser bekommen jenes
städtische Gepräge, das denen der französischen Dörfer
eigenthümlich ist: nüchtern, ohne zu Tage tretendes Balken-Fachwerk,
mit hellfarbigem Anstrich, weißen hölzernen, hier durchweg
niedergelassenen, Jalousien vor den Fenstern, mit flach
geneigten Dächern statt der steil ansteigenden. Die Dorfstraßen,
an deren Seite vor den Häusern all' das hinaus verlegt und
aufgehäuft ist, was im deutschen Dorfe seinen Platz im Hofe hat:
die Düngerz-, Holz- und Reisighausen, die großen Mistpfützen u.,
finden wir hier fast überall verlassen von den eigentlichen
bäuerlichen Bewohnern, desto dichter und bunter belebt von den
bereits darin etablirten, wie von den durchziehenden deutschen
Truppen. In der Landschaft treten die Wälder und Wäldchen mehr
zurück; Statt ihrer weite, jetzt meist bereits glücklich
abgeerntete Getreidefelder, über Hügel und Flächen hin
ausgedehnt, und nach allen Seiten bin durchzogen von
unabsehbaren, unsäglich langweiligen, geraden Kappel-Chausseen,
an welchen der ganze untere Theil der Stämme kahl geschoren ist,
so daß sie wie grüne Strauchbesen in die Lust starren. Dem
Kronprinzen schien es endlich etwas zu ennuyant zu werden, in
der bisherigen Weise permanent im Schritte hinter seiner
Ehrenwache her zu reiten. Er commandirte plötzlich: Trab, und an
der Infanterie vorbei, nur die Ulanen voraus, setzte sich die
ganze Reitergesellschaft des Hauptquartiers in schärfste
Bewegung. Aus dem Trabe wurde Galopp, und bald auf gerader
Landstraße, bald, wo diese eine Biegung machte, die Eden
abschneidend, über Wiesen und Felder jagten wir in einem
fröhlichen Sturm dahin, welcher nur eine kurze Unterbrechung
fand, wenn von den Bivouaks am Wege die ganze Masse der Soldaten
herangelaufen kam, um den Prinzen zu sehen und mit lautem Hurrah
zu grüßen. Bon manchen, vom Glücke nicht sonderlich begünstigten,
Herren Offizieren bei diesen Corps wurden wohl trübe Klagen
gegen ihre Kameraden vom Hauptquartier laut über das freilich
nicht beneidenswerthe Geschick, von Posen bis hieher, drei
Wochen lang also, seine Nacht anders al im Bivouak und wenige
anders als im durchdringenden Regen zugebracht zu haben.
Gegen 2 Uhr mochte es sein, als wir am Ziele dieses Marsches
anlangten und durch das freistehende Thor von Saarburg in seine
Straßen einritten. Ein eigenes Gefühl für einen friedlichen
Civilmenschen wie unsereins, so mit den Heerführern unter
siegreichen Truppen hoch zu Roß in eine eroberte Stadt zu rüden
! Es dauerte in den vom Wagengedränge ganz verstopsten Gassen
ziemlich lange, bis es uns möglich wurde, uns nach unseren
Quartieren umzusehen. Alle Läden und alle Fenster waren
gejchlossen. Jeder Boutiquier scheint sich die Deutschen
ziemlich ähnlich, wenn auch mit weniger Recht, wie wir uns die
Turko's vorgestellt zu haben, und all' sein Hab und Gut und
seine Waarenlager, von denen er hier Vieles vortrefflich gegen
baar an den Mann hätte bringen können, hinter Schloß und Riegel
oder hinter der bestimmten Betheuerung, daß nichts „rien du
tout“ mehr vorhanden sei, verbergen zu wollen. Den armen müden,
hungrigen und bebürstigen Burschen wird die Jugend der
Enthaltsamkeit von jeder Gewalt wirklich etwas zu schwer und
sauer gemacht. Glücklicherweise hat Saarburg ein paar Hotels;
eins sogar, daß den vielverheißenden Namen „de l'abondance“
führt. Und in diesen Hotels giebt es wenigstens gute Betten und
guten, wenn auch theuren, Chably und Burgunder, und wenn auch
sein Brot mehr, so doch ein paar Hühner, quelque morceau de
boeuf und manche Portion sehr wohlschmeckenden Katzenragout's
aux champignons, das man, wenn man freundliche Illusionen liebt,
auch mit noch besserem Appetite, als „Lapin“, verzehren mag. An
den nie ganz abgeräumten Tafeln ein ungenirtes Durcheinander von
Fürsten, Königssöhnen, Generalen, eleganten Cavalieren,
hochberühmten Größen der medicinischen Kunst und Wissenschaft in
voller, sie fast unkenntlich machender, Kriegsrüstung ; ein
Kommen und Gehen, Säbelklirren und Gläserklingen, ein
Sprachgewirre von gutem und mehr als gebrochenem Französisch und
Deutsch, ein Sturm auf die von Zeit zu Zeit die Lieferung
verweigernde Küche, ein Werben um die Gebelust der Wirthin mit
Silber und Gold, mit Galanterie und deutschester Grobheit, - das
gesehen und gehört sein will, um es sich vorzustellen. Die Stadt
erinnert in ihrer Lage, ihrem äußeren Aussehen durchaus an viele
unserer heimischen Städtchen mit zerfallenen, mittelalterlichen
Befestigungen, alten Thürmen und Mauern und trockenen
Stadtgräben, die nun in Obst-, Blumen- und Gemüsegärten
verwandelt sind. Die Saar, ein klares und reißendes Berggemässer,
fließt am Westende der Stadt vorbei, von zwei alten Steinbrüden
überspannt, welche unsere galanten Gegner so liebenswürdig waren,
beim Abzuge nicht zu sprengen; schöne Wiesenflächen, von Heden
durchzogen, jenseits im Thale; und an ihrem Rande die, erst in
solchen Lagen wie die unsere ganz zu würdigende, Wollust des
kalten und warmen Bades.
Drinnen auf dem Marktplatze dicht am Ausgangsthore steht ein
großes Gebäude: im Erdgeschoß scheint es eine Markthalle zu
sein; im ersten Stod war es sonst Ball- und Concertsaal. Unten
wird nun alles Brot und Wehl, das aufgetrieben ist, zur
Bertheilung zusammengehäuft. Oben ist ein Lazareth eingerichtet.
Eine Menge von Kranken, Franzosen und Deutsche, liegen, von der
durch die hohen rundbogigen Fenster scheinenden Nachmittagssonne
effectvoll bestrahlt, dort friedlich auf ihren Matratzen,
wohlgepflegt bei einander. Es sind keine Verwundeten darunter,
meist Fußkranke und von Lungenentzündung und sonstigen
Marschkrankheiten Ergrissene. Die barmherzigen Schwestern im'
Nonnentracht, die Priester in langen schwarzen Röcken und
breiten Hüten sind hier wie in allen Straßen sehr zahlreich. Aus
dem protestantischen Elsaß sind wir heraus. Aus demselben
Westthor über die Saarbrücke und an dem verschlossenen stillen
Eisenbahnhofe vorbei, den ich sonst wohl in der ersten
Morgendämmerung auf dem Wege von Paris nach Baden auf der Linie
Nancy-Straßburg in so ganz anderen Stimmungen passirt hatte,
ging es in der Frühe des gestrigen Morgens an der Spitze des
Bataillons die Bappel-Chaussee entlang, die sich immer
schnurgerade bergauf bergab vor uns hinzog. Die etwas verhangene,
aber schwüle Lust des Tages erdröhnte von bald ruckweise, bald
wie rollender Donner klingenden fernen Detonationen aus
südlicher Richtung. Sie künden uns, daß unsere Batterien um
Pfalzburg wieder fleißig bei der Arbeit sind. Man will mit dem
Dinge da im Rüden fertig werden. Nach etwa drei Stunden Weges
hörten wir ihre dumpfen Schläge nicht mehr. War es eine Pause,
oder hatte man die Absicht neuerdings wieder aufgegeben, oder
bedeutet dies Verstummen den endlich erreichten Erfolg?
Wir durchreiten wieder halbverlassene, schweigende Dörfer mit
niedergelassenen Jalousien, nun sämmtlich durchaus französisch
städtischen Aussehens. Mit Mühe gelingt es, Ställe und Remisen
zu Öffnen und die Besitzer heraus zu pochen, um die immer noch
nöthig werdenden Wagen zu requiriren. In Heming (der letzte
deutsch klingende Name) und dem nächstfolgenden Dorfe St. George
wieder vollständige Obstruction durch die Colonnen. Major
Schumann von den Ingenieuren, der mit dem Hauptquartier reitet,
an Erscheinung, Sprache, Geistesanmuth und Feinheit eine
wahrhaft bezaubernde Persönlichkeit, deren Gesellschaft und
Gespräch mir täglich zum schönsten Genusse wird, hat ein
hübsches Wort für den Eindruck dieser unendlichen, ewig
rasselnden Bandmwürmer: „Ich fühl's, ich bekomme den Colonnen-
Wahnsinn.“ Ich verstehe und theile seine Empfindung vollkommen.
- Vor St. George kommt uns das viel später erst aufgebrochene
Hauptquartier im Galopp nach und sprengt vorbei. Auf einer
kleinen Höhe wenig hinter dem Orte in einem reizenden, von
dichten Hecken umhegten, von der Mittagsonne goldig
durchblitzten Buchendickicht wird abgestiegen und Rendezvous
gehalten, ein Bild, um dessen Anblick und vollen Genuß mich
jeder Maler gründlich beneiden kann, an dessen Farbenglanz und
Reiz aber freilich der Bleistift eines einseitigen Zeichners
elendiglich und verzweifelt scheitern muß. „Wir vom 58.”
erfreuten und einiger glücklich geborgenen Flaschen Champagner
und das Rendezvous verlor durch solchen Besitz jedenfalls nicht
an Interesse.
Der letzte Reit des heutigen Weges, die 12 Kilometer Bappel-Chaussee,
in leise gewellter Fläche, in glühender Mittagsonne, müde auf
müdem Gaul, zwischen reizlosen Stoppelfeldern, an niederen
Weinbergen vorüber, durch eine scheinbar von jedem Leben
verlassene, Landschaft, war dennoch dazu angethan, unserer
Frische den ihrigen, den Rest nämlich, zu geben. Endlich um 2
Uhr links auf der Höhe die malerische Ruine des von Bernhard von
Weimar zerstörten Schlosses von Blamont aus dem dichten Kranze
der Obstbäume der sie umgebenden Gärten aufragend, und vor uns
am mäßig geneigten Abhange die große Hauptstraße der saubern,
hübschen Landstadt. Noch ist Hauptquartier und Mannschaft von
vergeblichen Bemühungen in Anspruch genommen, die angewiesenen,
oder etwa sonst noch disponibeln, Quartiere für Pferde und
Menschen zu suchen, was nicht ohne Schwierigkeiten, in Bezug auf
erstere zumal, zu bewerkstelligen ist; denn auch hier ist jede
Thür und jeder Fensterladen in allen Stockwerken verschlossen,
und der ganze Ort sieht wie verlassen oder ausgestorben aus.
Allmälig öffnen sich wohl hie und da Thore und Jalousien, die
Einwohner stecken die Köpfe heraus, und zwischen unseren
Soldaten und ihren unfreiwilligen Quartiergebern entspinnen sich
höchst merkwürdige Unterhaltungen und internationale
Verständigungsversuche, die nicht immer zu dem für beide Theile
erwünschtesten Resultate führen. „So ein bisken Französisch, das
is doch gar zu schön“, fingt der gebildete Hausknecht - und wie
mancher seiner hier in Waffen flirrenden Collegen findet volle
Ursache, die tiefe Wahrheit dieses David Kalisch'schen Gedankens
zu erproben !
Auf's Gerathewohl an eine Hausthür in der Hauptstraße pochend,
sehe ich mich von meinem guten Glücke gerade an die beste Stelle
geführt. Mich und meinen Begleiter, den mir schnell befreundeten
Glogauer Oberarzt Dr. Neumann empfängt eine liebenswürdige
echtfranzösische Familie, alte, mittlere und junge Damen in
weißen Häubchen, mit einem bald siebzigjährigen Hausherren (die
jüngeren Männer des Hauses sind theils verstorben, theils in der
Armee) ; empfängt uns mit einer herzlich verbindlichen
Gastfreundschaft und Aufmerksamkeit auf unsere Wünsche und
Bedürfnisse, welche in Feindesland doppelt angenehm und doppelt
überraschend wirkt. Im schönen dunkelrothen Weine von des
Hausherren eigenem Gewächs und Kelter wird beim forglich
bereiteten Diner manch' Glas auf den baldigen Frieden und auf
die Brüderlichkeit der Nationen geleert, wozu draußen freilich
die ewig und ewig durch die Stadt rasselnden Colonnen eine wenig
harmonische Musik machen. - Den armen Soldaten wird es in der
Mehrzahl nicht so gut: die Verpflegung scheint schon bei dieser
Escorte viel zu wünschen übrig zu lassen, und wie viel mehr erst
bei denen draußen im Felde! Sie müssen immer wieder in's
gewaltsame Requiriren zurückfallen ; und von welch'
demoralisirender Wirkung das zuletzt, wenn diese Zustände noch
lange dauern, werden muß, liegt auf der Hand.
Ein endliches Standhalten des Feindes, ein neuer und hoffentlich
entscheidender Kampf ist das, was wir am meisten zu ersehnen
haben. Auch die Natur unserer Soldaten kann diese Gewaltmärsche,
wie bisher bei ungenügender Nahrung‚ nicht mehr ertragen. Und
jeder Pflaumenbaum, jeder Weinstod und jeder trübe Brünnen am
Wege mehrt die dringende Gefahr.
Außer seiner schön, in großen gepflegten Gärten gelegenen Ruine, mit herrlicher Aussicht über die weite Hügellandschaft, hat
Blamont in seiner erst etwa vierzehn Jahre alten, consequent und
solide in grauröthlichem Sandstein in den Formen frühgothischer
Kunst ausgeführten, zweithürmigen, dreischissigen
Mauritiuskirche eine anständige Sehenswürdigkeit. Aber es ist
nicht Zeit mehr, noch von ihr und von den Stunden in diesem
Städtchen an der Vezouze zu erzählen. Unten vor meinem Fenster
wettert und schnarrt bereits das Commandowort meines Freundes
Tieße, der seine Compagnie 58r zum Weitermarsch rangirt, von der
nächsten Straße her tönt die Musik, unter deren Klängen die
Bataillonsfahne aus dem Hauptquartier abgeholt wird. Mein
brauner Wallach steht gesattelt. Es geht weiter zum langen
Marsche, und ich schließe Brief und Mappe.
Luneville, 16. August Morgens. [...] |